Innerhalb der europaischen Palastbaukunst stellen die Entwurfe fur das Palais du Roi de Rome einen der letzten Versuche dar, ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Napoleon I., zeitweise der machtigste Herrscher Europas und Grunder einer Dynastie, beauftragte seine Stararchitekten Fontaine und Percier mit der Konzeption eines Schlosses, das in der kunsthistorischen Ableitungsskala sowohl auf Formengut der imperialen romischen Antike und italienischen Renaissance als auch auf Motive des klassischen franzosischen Barock zuruckgreift. Als vollig eigenstandige Schopfung muss die zentrierte Innenraumdisposition angesehen werden, die Privatsphare und Reprasentationsbedurfnis des Herrscherpaares in einer Vierflugelanlage kombiniert. Uber den Palast, seinen Garten und Park hinaus, plante der Auftraggeber mit seinem Architektenteam eine wesentliche Stadterweiterung im Westen von Paris, die in delikater Mischung die Machtstrukturen im napoleonischen Staatsgefuge gespiegelt hatte. Eingebunden in die Kunstszene des 1. Kaiserreiches und in die europaische Stilstufe des Klassizismus prasentieren sich Percier und Fontaine, deren Rang bislang hauptsachlich auf dem Gebiet der Innenraumdekoration gewurdigt wurde, auch im Bereich der -grossen- Architektur als Vorreiter fur die Entwicklungen im 19. Jahrhundert."