Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung stehen zwei dem Stricker zugeschriebene Anleitungen zu Reue und Beichte aus einer Sammelhandschrift des 13. Jahrhunderts. Die beiden Gebrauchstexte werden zunachst detailliert beschrieben und interpretiert. Sie nehmen auf den Koerper des Rezipienten Bezug und entfalten ihre Wirkung besonders durch die Verwendung allegorischer Bilder wie Milcheingiessen und Ackerpflugen. Woher ruhrt die UEberzeugungskraft, die diese offenbar fur die mittelalterlichen Rezipienten besassen? Der Vergleich mit den in der Handschrift benachbarten Texten sowie mit mittelalterlichen medizinischen und rechtlichen Anschauungen der Sexualitat stutzt die These, dass die archetypischen Bilder auf sexuelle Vorstellungen rekurrieren und so auf den Koerper und das Unbewusste eingewirkt haben. Anhand des psychoanalytischen Begriffs der psychischen Reprasentanz des Leibes sowie des Hegelschen Erfahrungsbegriffs wird schliesslich eine theoretische Vorstellung der Wirkungsweise des elementaren Gefassbildes gewonnen, das in vielen religioesen Texten zu finden ist, in denen die menschliche Begegnung mit dem Heiligen bildhaft dargestellt wird.