Ähnlich wie E. Friedell sieht Gronemeyer den Beginn der Moderne im 14. Jh. und somit in der Zeit der großen Pestepidemien. Der Tod zeigte sein lebensverneinendes Gesicht, wurde als unabänderliche Naturgewalt erfahren. Er verlor angesichts des Grauens seine heilsgeschichtliche Bedeutung und forderte seine Bekämpfung heraus. Die Anstrengung des modernen Menschen hat seitdem drei Stoßrichtungen: das Leben muss sicherer werden, es muß schneller werden und das Fremde muß getilgt werden. Die große Presseresonanz und die hohen Verkaufszahlen zu diesem Buch zeigen, wie sehr die Autorin einen empfindlichen Nerv unserer Zeit trifft. Die "Woche" sprach von einer lohnenden Lektüre und "Pro Zukunft" nannte die Analyse "schonungslos" und "gerade deshalb überzeugend". Am Beginn der Moderne, so schreibt Marianne Gronemeyer im Konzept zu diesem Buch, wird das Leben als biologische Lebensspanne konstituiert. Es wird buchstäblich zur einzigen und letzten Gelegenheit; nicht für die Rettung der Seele, sondern für die Anhäufung von Lebenskapital. Das Leben gerät unter das Gesetz der Akkumulation. Es wird panisch. Neben den Tod tritt ein anderer, beinah noch ärgerer Widersacher des Lebens: das Versäumnis.