Soziale Probleme werden als öffentliche und politische Themen problematisiert; die in diesen Prozessen etablierten Repräsentationen bilden die Grundlage für Prozesse der Institutionalisierung neuer Realitäten, die z. B. die Form politischer Maßnahmen annehmen können und über deren Funktionen und Effekte sie sich reproduzieren und verändern. So schien es vielen Beobachtern und Beobachterinnen in den letzten dreißig Jahren, dass das Konzept ‚Soziale Probleme’ soziologisch nur Sinn machen könne, wenn man es mit einem strikt konstruktivistischen Theorieprogramm und dessen Fragen nach der Prozessen und Bedingungen der öffentlichen Problemati-sierung sozialer Probleme identifizieren würde. Dieses Forschungsprogramm hat sich in den letzten Jahren zu einem fruchtbaren Feld theoretischer und empirischer Forschung entwickelt.
Gesellschaftliche Konstruktion bedeutet allerdings nicht Beliebigkeit und Diskurse der Problematisierung sind genauso real wie ihre gesellschaftlichen, politischen und individuellen Konsequenzen. Mit ihnen befasst sich eine andere Soziologie sozialer Probleme, die sich der Analyse einzelner sozialer Probleme und der auf sie bezogenen Formen der Politik, Intervention und sozialer Kontrolle widmet. Es ist genau diese doppelte Fragestellung, die die Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle auszeichnet.
Der vorliegende Band bietet einen profunden Überblick über den aktuellen Diskussionsstand in diesem wichti-gen Forschungsfeld und reflektiert damit die Lebendigkeit und Fruchtbarkeit der Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle.