Das Real-Life-Format der »Super Nanny« wurde in Großbritannien entwickelt und in viele Länder exportiert, so nach Spanien, Polen, Brasilien und in die USA. Seit 2004 geben »Super Nannys« auch im deutschen und im österreichischen Fernsehen Ratschläge in Erziehungsfragen.
Jürgen Grimm hat das noch junge Nanny-TV in einem Forschungsprojekt an der Universität Wien untersucht. Dazu analysierte er Nanny-Sendungen in Großbritannien, Deutschland und Österreich, befragte 1.600 Personen in Deutschland und Österreich und führte Tiefeninterviews und Gruppendiskussionen mit Fernseh-Nannys, Erziehungsprofis, Durchschnittszuschauern und Teilnehmerfamilien.
Es zeigen sich sowohl Stärken als auch Schwächen des Formats. Fernseh-Nannys in Österreich und Deutschland vertreten im Unterschied zum englischen Modell einen überwiegend demokratischen Erziehungsstil, während Teilnehmerfamilien und Publikum eher autoritäre Neigungen verspüren. Nach den Erkenntnissen der Studie senkt das Nanny-TV die Barrieren zwischen Erziehungsprofis und beratungsbedürftigen Klienten. Es stärkt überdies den Kinderwunsch und die Vorstellung, Erziehungs-Schwierigkeiten bewältigen zu können. Die einseitige Ausrichtung auf ein weibliches Publikum spiegelt reale Erziehungsverhältnisse wider, bietet jedoch nur wenige Ansätze zur partnerschaftlichen Konfliktlösung.