Rainer GreshofflGeorg Kneer/Uwe Schimank Thema Dass nicht nur manche - einige sagen: die meisten - Ursachen und Beweggründe des Handelns dem Handelnden selbst nicht bewusst sind, sondern dass ihm auch zahlreiche Wirkungen dessen, was er tut, entgehen, und dass er mit anderen Wir kungen, die ihm nicht entgehen, nicht so gerechnet hat - diese Einsicht darin, dass das Woher ebenso wie das Wohin des Handelns zwar nicht völlig im Dunkeln, aber doch im Halbdunkel liegt, ist keineswegs neu. Sie weist vielmehr eine altehrwürdige Geschichte auf, die etwa in Mythen und Sagen, in der Religion und Philosophie ebenso wie in der Kunst und in praktischen Lebensweisheiten ihren Niederschlag gefunden hat. Offenbar hat die Denkfigur dabei an Aktualität nicht eingebüßt, im Gegenteil: Sie fmdet auch gegenwärtig weithin Verwendung, angefangen bei all tagsweltlichen Erklärungen über massenrnedial aufbereitete Wirklichkeitsdeutungen bis hin zu wissenschaftlichen Expertisen. Wie die häufige Thematisierung zeigt, wird dieses Halbdunkel aufbeiden Seiten des als Zeitstrom betrachteten Handelns immer wieder als bemerkenswert angesehen - und zwar zumeist im negativen Sinne. Nicht erst, aber ganz besonders in der Mo deme scheint es als eine tiefe Kränkung empfunden zu werden, dass das Handeln der Menschen so wenig unter deren Kontrolle ist.