Die Erforschung und Beschreibung aussereuropaischer Regionen der Erde befoerderten die Entwicklung moderner europaischer Wissenschaften und schufen die Grundlagen fur die Kontrolle und Herrschaft europaischer Kolonialmachte uber den Orient. Gegenstand der historischen Darstellung ist der Konflikt zwischen Grossbritannien und Russland an der asiatischen Front ihrer Kolonialreiche im Verlauf des 19. Jahrhunderts (The Great Game), die Erforschung der eroberten Regionen und Bevoelkerungen und ihrer wirtschaftlichen Potenz. Dabei geht es um die kritische Diskussion des Bildes, das sich europaische Reisende, Kolonialbeamte und Militars von Geographie, Kultur und Markten dieses "Orients" machten, und um die Konsequenzen, die ihr Wissen und die Konstruktion der Differenz fur ihre Kolonialpolitik hatten. Wahrend es den Briten gelang, den indischen Subkontinent ihrer Kontrolle zu unterwerfen, entzogen sich Grenzregionen wie Afghanistan und Tibet ihrem Zugriff. Zentrale Ereignisse des "Great Game" waren zwei Afghanische Kriege (1838/1878) und der britische UEberfall auf Tibet (1904). Vor allem Afghanistan war der Nebenschauplatz einer britisch-russischen Rivalitat um politischen und militarischen Einfluss auf das Osmanische Reich, das oestliche Mittelmeer und den Nahen Osten. Ohne Kenntnis von Land und Leuten liessen sich die Briten mit gravierenden Folgen auf militarische Expeditionen ein, die der Eindammung einer russischen Gefahr fur das indische Imperium dienen sollten. Dabei hatten sie ubersehen, dass der "Orient" nicht nur Objekt ihrer Strategie, sondern Mitspieler im "Great Game" war.