Die platonische Lehre vom Eros hat das abendlandische Denken bis zu seinen psychoanalytischen Interpretationen massgeblich beeinflusst. Graefe beschreibt den Eros als einen Grundtrieb, der als Sexus, ebenso wie als -Sehnsucht nach Weisheit- das Menschsein bestimmt. Dabei entlarvt er seinen schon bei Platon -gespaltenen- Charakter, der den Interpreten entgangen ist: Sein Ort ist nicht nur zwischen Wissen und Nicht-Wissen, sondern er bezeugt eine Unruhe, welche geradezu -sadomasochistisch- anmutet. Im -Geburtsmythos- des Eros werden seine Eltern - Poros und Penia - als die zwei Seiten bestimmt, die ihn pragen: Zwischen Macht und Ohnmacht sucht sich der Mensch in einer angeblichen -Weisheit- zu versichern. Die platonische Philosophie entpuppt sich als ein -hoherer Sophismus-, der die Seelenruhe des -Weisen- gegen die Unruhe der -Liebe zur Weisheit- ausspielt. Das sokratische Erbe wurde von Platon verraten..."