Die Praklusion von Gestaltungsrechten nach 767 Abs. 2 ZPO gehoert zu den klassischen Streitfragen an der Schnittstelle zwischen materiellem Recht und Zivilprozessrecht. Seit mehr als hundert Jahren vertritt die von der uberwiegenden Literatur heftig kritisierte Rechtsprechung den Standpunkt, dass Gestaltungsrechte nicht mehr ausgeubt werden koennen, wenn ein rechtskraftiges Urteil ergangen ist. Die Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, diese Rechtsprechung kritisch zu untersuchen. Zentral fur die Untersuchung ist die Frage nach dem Umfang der Rechtskraft. Insbesondere fur die Praxis von grosser Bedeutung ist ausserdem die Untersuchung der materiellrechtlichen Folgen der von der Rechtsprechung angenommenen Praklusion. Der Streit hat durch europarechtliche Einstrahlungen eine neue Dimension erlangt. Die Frage der Praklusion stellt sich auch bei den Widerrufsrechten nach Verbraucherschutzvorschriften, die zum grossen Teil in Umsetzung europaischer Richtlinien ergangen sind.