Zusammen mit Mimik und Gebärden machte die Stimme die "körperliche" Seite der Rede aus, galt als "Dolmetscherin der Seele" und war damit am Zustandekommen von Bedeutung auf unverzichtbare Weise beteiligt. Im antiken Schauspiel und auf dem Forum, mit entsprechenden Abwandlungen im mittelalterlichen Theater und auf der Kanzel, begegnen uns Sprecher, die diese Form des Ausdrucks zur Kunst gesteigert haben. Seit der Erfindung des Buchdrucks deutet sich ein Wandel an. Die Stimme verliert gegenüber der Schrift an Reputation.
Auf längere Sicht machen sich auch die verschiedenen Formen der optischen und dann elektrischen Fernkommunikation bemerkbar, die die Grenzen der "körperlichen" Übertragung grundsätzlich sprengen. Seit dem 19. Jahrhundert gibt es Stimmkunst bevorzugt im Bereich des Ästhetischen, während sie in den anderen Lebens- bzw. Funktionsbereichen der Gesellschaft immer mehr verschwindet.
Die Geschichte der Stimme wird in Karl-Heinz Götterts Studie anhand von Quellenmaterial der Antike bis zu den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts nachgezeichnet.