Pax tranquillitas ordinis Frieden ist die Ruhe der Ordnung (Augustinus) Menschen in Ost und West sehnen sich nach einer Sicherheit, die nicht so sehr ein Ergebnis von Verteidigungsfähigkeit und Abschreckung ist, sondern ein Zustand, der aus Frieden erwächst. Ihr Wunsch ist darauf gerichtet, konfronta tive Sicherheit durch kooperative Sicherheit zu ersetzen. Aber welche Vorstellungen von Frieden, von einer politischen Ordnung des Friedens, einer Friedensordnung, finden im Denken des Ostens und des Westens ihren Niederschlag? Können diese Vorstellungen den Bedürfnissen, Interessen, Lebenszielen und Hoffnungen derjenigen entsprechen, die heute um die Sicherheit besorgt sind? Wie müßte diese Ordnung aussehen, damit sie eine "Ruhe der Ordnung" - also einen Konsens auf der Basis gemeinsamer Vorstellungen über eine positive Gestaltung des Friedens - gewährleistet? Setzt Frieden die Zufriedenheit der Menschen voraus, die in seiner Ordnung leben? Kann eine Ordnung nur dann Frieden bewirken, wenn sie den Men schen Freiheit gewährt, wenn sie Wandel und Entwicklung zuläßt, weil Men schen nur in Freiheit und Gerechtigkeit zufrieden leben können? Auf diese Fragen suchen Menschen im weltpolitischen Spannungsfeld konkur rierender Kräfte Antworten. Den Deutschen im Herzen Europas und an der Trennlinie von Ost und West erwachsen aus ihrer Lage besondere Gefahren, aber auch Verpflichtungen und Chancen; sie zu erkennen und zu beurteilen, ist ein Ziel des Bemühens um Orientierung und ist Voraussetzung für die Suche nach ~öglichkeiten kooperativer Zukunftsgestaltung. Diesen aus ver schiedenen Uberzeugungen, Interessen und Zielkonflikten erwachsenen Spannungen können die Menschen mit rationalem und situationsgerechtem Verhalten begegnen.