Mehr Bürgerbeteiligung bei der politischen Gestaltung neuer Technologien
wird schon lange gefordert. Doch noch immer ist unklar, was Verfahren
demokratischer Technikbewertung eigentlich leisten. Dieses Buch untersucht
einen Versuch, die bisher auf Expertenkreise beschränkte Diskussion um die
Zukunft der Biomedizin um die lebenspraktische "Weisheit der Laien" zu bereichern
und so zu besseren politischen Entscheidungen beizutragen. Mit der
klassischen Methode der Ethnographie wird eine Variante des weltweit
verbreiteten Formats Bürgerkonferenz als befremdetes Feld in der eigenen
Gesellschaft erforscht. Gezeigt wird, wie in dem Verfahren wissenschaftliches
Wissen seine kulturelle Autorität an andere soziale Formen des Wissens verlor.
Nicht nur Szenarien und Handlungsempfehlungen wurden erzeugt, sondern
auch neue Formen bürgerschaftlicher Verantwortung und Zumutung. Denn
solche Verfahren unterstellen, dass Nichtwissen politische Mitspracherechte
aufhebt und nur Wissensarbeit Laien wieder der bürgerschaftlichen Partizipation
an Diskussionen um technologische Entwicklung befähigt. Und sie
beteiligen nicht nur Laien, sondern erzeugen auch neue, privilegierte Experten.