Dieser Band verfolgt einen in der deutschen Literaturwissenschaft bisher wenig entwickelten Ansatz, indem er Lyrik und Prosa der Gegenwart einer ökologisch orientierten Betrachtung unterzieht. Im Hintergrund der hier versammelten Aufsätze steht die Grundfrage, wie die Beziehungen des einzelnen und der modernen Gesellschaft zur natürlichen Umwelt gestaltet sein müßten, um eine lebenswürdige Zukunft längerfristig zu sichern. In Überblicken und Einzelanalysen wird die literarische Umsetzung ökologischer Prinzipien seit den siebziger Jahren in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz exemplifiziert. Dabei kommen Kritik der gegenwärtigen Mensch-Natur-Beziehung, Deutungen der Krise, und Bilder eines neuen Umgangs mit der Natur zur Sprache. Der Einleitung, die allgemeine Perspektiven einer ökologisch ausgerichteten Literaturkritik skizziert, folgen fünfzehn Aufsätze, die die Adäquatheit des jeweiligen Naturbegriffs bzw. der Naturdarstellung, sowie Schreibstrategien und ästhetische Leistung einzelner Gattungen, Autoren und Werke erörtern. Zu den behandelten Autoren zählen Hans Magnus Enzensberger, Günter Kunert, Heinz Czechowski, Wulf Kirsten, Silvio Blatter, Walter Vogt, Otto F. Walter, Jurij Brezan, Jurij Koch, Franz Josef Degenhardt, Volker Braun, Günter Grass, Franz Fühmann, Heiner Müller, Christa Wolf und Elfriede Jelinek. Neben den Bezügen zu verschiedenen Ausrichtungen des ökologischen Denkens (Naturschutz, Ökosozialismus, Ökofeminismus) stehen auch solche zur geistesgeschichtlichen und literarischen Tradition (romantische Naturauffassung, Zivilisationskritik, Apokalyptik) im Mittelpunkt der Untersuchungen.