Individuelle Überlegungen zur Lebenskunst bieten Orientierungen und Strategien im Umgang mit Krisenerfahrungen in prekären Zeiten. Wer Studien zu Krankheiten und Leidenserfahrungen, Therapien und Wandlungen betreibt, der verschränkt mithin die Lebenskunstmodelle mit den Biographien bedeutender Persönlichkeiten und verdeutlicht damit, wie wichtig der biographische Entstehungskontext für die Modelle ist. Den zentralen Gesichtspunkt bildet dabei die explizite oder implizite Innenperspektive auf die Lebenskunst, auf die mit ihr verbundenen Kategorien und Prozesse, Organisationsformen und Institutionalisierungen und damit auf die Wandlungen und Strukturen ihrer Theorien und Praktiken eines gelungenen Lebens, auf die Erzeugung von Sinn und Glück, den Aufbau von Identität und den Umgang mit den anderen und der Welt. Die hier präsentierte Auswahl an bedeutenden Autorinnen und Autoren der Moderne – von Michel de Montaigne bis Judith Butler – belegt, dass der Ausgangspunkt für Überlegungen zur Lebenskunst in ihren körperlichen, psychischen, sozialen oder kulturellen Krisen bzw. „Krankheiten“ oder Leidenserfahrungen besteht, die wiederum spezifische Lebenskünste zur Folge haben.