Die Digitalisierung hat den Diskurs der Architektur verändert: Dieser ist mittlerweile von einer Fülle neuer Begriffe bestimmt, die bislang entweder keine oder doch andere Bedeutungen im Kontext der Architekturtheorie und des architektonischen Entwurfs hatten. Seine Begrifflichkeiten und Strategien werden zunehmend durch Einflüsse geprägt, die an der Schnittstelle zu wissenschaftlichen und kulturellen Vorstelllungen der modernen Informationstechnologie entstehen. Ziel der neuen Reihe Kontext Architektur ist es deshalb, eine kritische Auswahl jener Begriffe zur Debatte zu stellen, die im aktuellen Diskurs eine Rolle spielen.
Als Vitruv den Architekten als „uomo universale" beschrieb, schuf er dessen Selbstverständnis als eines Generalisten, der eine komplexe Realität gestaltet. Der architektonische Begriff der Komplexität hielt allerdings mit der industriell-gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht Schritt, er verflachte zu einer formalen Beliebigkeit. Die architektonische Moderne setzte dagegen die Vereinfachung "Less is More". Vor diesem Hintergrund führte Robert Venturi den Begriff in den Architekturdiskurs neu ein: Es ging dabei nicht nur um eine Wiedergewinnung der Komplexität der architektonischen Formen und ihrer Geschichte, sondern auch um das Eingehen auf das Vorgefundene als konkrete Realität.
Heute prägt die Komplexitätsforschung, ausgehend von der Physik, den aktuellen Umgang mit dem Begriff der Komplexität. Sie hat eine neue Verbindung zwischen Naturwissenschaften und Informationstechnologie geknüpft und ist so zu einer zentralen Voraussetzung computerbasierter Entwurfskonzepte geworden.
Contributions by: Andrea Gleiniger, Klaus Mainzer, Andrea Gleiniger, Klaus Mainzer, Robert Venturi, Georg Vrachliotis, Andrea Gleiniger, Georg Vrachliotis