Carl Mühlenpfordt (1878–1944) hatte bereits seine Spuren in Lübeck hinterlassen, bevor er 1914 an das Braunschweiger Polytechnikum berufen wurde. Er reformierte die Architekturfakultät zu einer bekannten Ausbildungsstätte, die später durch das Netzwerk seiner Schüler als „Braunschweiger Schule“ für Furore sorgte. Heute ist der Architekt und Hochschullehrer, der mit Verve – abseits vom programmatischen Bauhaus, aber getragen von Kontinuitätsglauben und Reformwillen – eine „Neue Zeitkunst“ für Kaiserzeit und Weimarer Republik einforderte, weitgehend unbekannt.
Das vorliegende Buch bietet eine vielschichtige Kontextualisierung zur Einordnung von Leben und Werk des Architekten. Dabei werden Aspekte der Reformarchitektur und Lebensreform genauso wie Fragen zur Stimmungslage der Reformarchitekten im frühen 20. Jahrhundert erörtert. Der Blick auf Mühlenpfordt verweist schließlich auf die Aktualität seiner Suche nach Identität der gebauten Umwelt in gegenwärtigen Debatten um die Stadt und Architektur der Zukunft.