Der politische Skandal, den Philipp Jenninger mit seiner Rede zur 50. Wiederkehr der Judenpogrome vom 10. November 1938 ausloste, hat die Aufmerksamkeit der Offentlichkeit auf die spezielle Textsorte der politischen Gedenkrede gelenkt. Da es vor allem Einstellungen sind, die in Gedenkreden thematisch verarbeitet werden, stellt sich die Frage nach der Funktion von Einstellungen in der Kommunikation im allgemeinen und in der offentlich-politischen Kommunikation im besonderen. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht die sprachwissenschaftliche Untersuchung der Jenninger-Rede im Vergleich mit themenverwandten Reden dreier deutscher Spitzenpolitiker. In Abgrenzung zu traditionellen Redeanalysen wird ein pragmatisch orientierter Ansatz favorisiert, der die weiterfuhrende Frage nach dem Gebrauch sprachlicher Ausdrucke in konkreten Sprechhandlungssituationen im Auge hat. Dies geschieht im Rahmen einer Sprachverwendungstheorie, die "Nominationslehre" genannt wird. Ziel der Untersuchung ist es, ein Analyse- und Begriffsinstrumentarium bereitzustellen, das auch fur zukunftige Redeanalysen in Frage kommt."