Die politischen Grenzen des habsburgischen Kronlands Galizien wurden 1772 wie auf dem Reissbrett festgelegt, so dass ein uberaus heterogenes Gebilde entstand. Galizien war seitdem Projektionsflache fur unterschiedlichste politische und kulturelle Vorstellungen, fur identitare Fragen der Zugehoerigkeit und der Abgrenzung sowie fur vielfaltige Versuche, die Fremdheit und das Bedrohungspotenzial der 'oestlichen' Region zu fixieren. Der Band rekonstruiert die einschlagigen Diskurse uber Galizien, wie sie zunachst in Statistiken und Reiseberichten des 18. Jahrhunderts fassbar werden. Noch die Texte judischer Schriftsteller und Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, die die traumatische Vernichtung der ostjudischen Shtetl-Welt bearbeiten, nehmen kritisch auf diese Bezug. Zugleich soll gezeigt werden, dass Ansatze wie die Diskursanalyse und die postkolonialen Studien den Untersuchungsgegenstand neu konturieren.