Die Autoren der Beiträge dieses Bandes untersuchen die Interaktion von Bildung und Religion in den Kulturen des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens über mehr als ein Jahrtausend hinweg. Der Bogen spannt sich von den Höhlen in Qumran am Toten Meer über die kulturellen Zentren der griechisch-römischen Antike, das frühe Judentum und Christentum bis zu den literarischen und bildungstheoretischen Diskursen im klassischen Islam. Dabei werden insbesondere Institutionen und Medien mit Blick auf religiöse Vorstellungswelten und Ideale von Bildung und Erziehung untersucht. Die Beiträge gehen jeweils von einem bildungs- und religionsgeschichtlichen Ort bzw. Grundsatz aus, argumentieren aber stets in einem weiteren Horizont: Wie werden Bildungsideale über religiöse Differenzen hinweg tradiert, und inwiefern dient Bildung als Fundament für die Konstitution religiöser Identitäten? Ohne Unterschiede zu nivellieren, zeigen die Autoren des Bandes, dass gerade anhand der Frage nach Bildung Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen der jüdischen, christlichen und islamischen sowie der griechisch-römischen Religion präzise thematisiert werden können. Die Beiträge, die aus einer Vorlesungsreihe des Forschungszentrums EDRIS (Education and Religion From Early Imperial Roman Times to the Classical Period of Islam) an der Georg-August-Universität Göttingen hervorgegangen sind, dokumentieren damit die innovativen Möglichkeiten interdisziplinärer Erforschung eines Themas, das nicht nur von historischem Interesse, sondern auch von hoher Aktualität ist.