Schrift und Schriftlichkeit sind aus modernen Gesellschaften nicht wegzudenken. Schriftliche Texte regeln unser Leben. Das erfolgreiche Lernen von Lesen und Schreiben und das Ausmaß, in dem Individuen an Schriftlichkeitsprozessen partizipieren können, bestimmen wesentlich ihre gesellschaftliche Stellung. Die Verschiedenheit der Schriften entsprechen unterschiedliche gesellschaftliche Vorstellungen über den Stellenwert von Schrift und Schriftlichkeit.
Der Gegenstand des Handbuchs ist entsprechend weit gefaßt. Er begreift alle Völker ein, die sich der Schrift bedienen und bedient haben, alle Sprachen, die neben der mündlichen eine schriftliche Sprachform ausgebildet haben, alle Gruppen und Individuen, deren Leben durch den Umgang mit Schrift und schriftlichen Texten bestimmt wurde und wird.
Die Erforschung von Schrift und Schriftlichkeit ist bislang nur unter der Perspektive von Einzelwissenschaften betrieben worden, weshalb es heute weder eine einheitliche Theoriebildung über den Gegenstand gibt noch einen systematischen überfachlichen Austausch. Das vorgestellte Handbuch soll diesen Mangel beheben helfen. In zwei Bänden mit ca. 150 Artikeln werden historische, kulturelle, funktionale Aspekte von Schrift und Schriftlichkeit dargestellt, gesellschaftliche Prozesse der Normierung und Alphabethisierung in verschiedenen Ländern behandelt, Modelle der psychologischen Prozesse beim Lesen und Schreiben und beim Schriftsprachenerwerb gekennzeichnet, ausgewählte Schriftsysteme mit den Mitteln der modernen linguistischen Schriftsystemforschung dokumentiert und Sonderschriften beschrieben. Ein umfangreiches Namen- und Sachregister erschließt die interdisziplinären Bezüge weiter.