Flinfundzwanzig Jahre, nachdem meine Eltern Anton und Marie von Frisch den Brunnwinkl als Sommersitz gewahlt hatten, schrieb mein Bruder Ernst als Festschrift eine "Chronik von Brunnwinkl". Gleichzeitig erschien aus der Feder von Emilie Exner, Marie's Schwagerin, eine zweite Schrift: "Der Brunnwinkl", in der sie Ernst's historische Darstellung durch eine mehr familiar gehaltene Schilderung erganzte und etwas von dem Nimbus festzuhalten suchte, der unsere kleine Siedlung damals schon umgab. Nach weiteren fiinfundzwanzig Jahren brachte mein Bru- der Hans eine Fortsetzung hera us: , 50 Jahre Brunnwinkl". Uber die Geschichte der folgenden Jahrzehnte ist nichts mehr geschrie- ben worden. DaB es demnachst hundert Jahre werden, seit meine Eltern durch den Kauf der Brunnwinklmlihle den Grundstein zu unserem Familiensitz gelegt haben, fordert zu einer Fortsetzung der frliheren Berichte heraus. Ich bin wiederholt zu einer solchen gedrangt worden. Es ist ja auch kein anderer mehr da, der fast die ganze Zeitspanne aus eigenem Erleben liberblickt. Ich habe es versucht, den Wunsch zu erfiillen, wollte aber keine "Fortsetzung" bringen. Es schien mir rich tiger, von vorne zu beginnen, das schon von anderen Gebotene hinein zu verarbeiten und so zu einer einheitlichen Darstellung zu kommen. Ich habe gelegentlich auch vor oder zurlickgegriffen und mich bemliht, ein Ganzes zu schaffen, das nicht nur die Familie, sondern einen weiteren Kreis interessieren konnte. Immerhin ist eine Erbenge- meinschaft, die einen so schonen Erdenfleck zu eigen hat und daselbst nun schon bis zu den Ur-Ur-Enkeln der Grlinder in Frieden zusammenlebt, nichts Alltagliches.