Paul Feyerabend -Anarchist in der Wissenschaftstheorie, Dadaist, Chaot, Popstar unter den Denkern, Guru der Postmoderne, Voodoo-Priester der Erkenntnistheorie? "Against Method" - mit diesem Buch und den nachfolgenden hat er Aufruhr ge schaffen, vor allem dort, wo sich Wissenschaftler als Wächter der einzigen Wahr heit, als Experkn des Wissens, als Verfechter der reinen Methode wähnten, letzt lich aber eben auch nur Menschen sind: laut, frech, verlogen, machtbesessen, lie bend, leidend, unsicher, mutig, fröhlich und vieles mehr. Manche haben ihm den Spiegel, den er ihnen vorgehalten hat, übel genommen, andere haben in seinen brillanten wissenschaftshistorischen Analysen sich selbst und ihre Nachbarn er kannt und dabei auch gesehen, daß wissenschaftliche Regeln verletzt werden müs sen, wenn wir erkennen wollen. Das wären dann auch einige der Ermunterungen, die ich aus seinen Arbeiten entnommen haben: Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes ohne Rücksicht auf die Normen des wissenschaftlichen Establishments zu bedienen, mißtraue den Experten und untersuche ihre Empfehlungen genau, schätze das Alltagswissen, die Alltagserfahrungen, Konventionen und Mythen nicht gering und denke daran, eine freie Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in der alle Traditionen gleiche Rechte und gleichen Zugang zu den Zentren der Macht und der Erziehung haben (nachzulesen u. a. in "Erkenntnis für freie Menschen" 1980)! Im Winter 1991/1992 brachte mich ein Jenaer Kollege auf die Idee, meine Erleb nisse aus einem längeren USA-Aufenthalt als Vorlesungsreihe unter dem Titel "Konturen einer postmodernen Sozialpsychologie" den Studentinnen und Studenten zur Diskussion anzubieten.