Die okonomische Transformation der hochentwickelten Industriegesell- schaften von der Guterproduktion zu Dienstleistungen und lnformationsver- arbeitung hat traditionelle Industrien wie Bergbau, Stahl, Schiffbau und Textilherstellung stark schrumpf en lassen, und mit ihnen die Regionen und Stadte, in denen sie ihre Standorte haben, betroffen. Damit kehrte sich in der Bundesrepublik die bisherige Verteilung des Wachstums um: vom Norden und Westen in den Suden. Seit Ende der 70er, verstarkt seit den 80er Jahren, wurde fur diese Entwicklung das Schlagwort vom "Sud-Nord- Gefalle" gepragt. (In den USA hatte zuvor die ana loge "Sunbelt-Frost- belt"-Debatte begonnen.) Ungeachtet seines empirischen Gehaltes wurde das Schlagwort rasch zu einer politischen Waffe: bei dem Wettbewerb um An- siedlung, Forderungen nach einer veranderten Standortpolitik und einer Revision des Landerfinanzausgleichs. In den Beitragen dieses Bandes wird das tatsachliche Ausma des unter- stellten Sud-Nord-Gefalles empirisch untersucht. Die Analysen richten sich auf die Ursachen sowie die okonomischen, sozialen und politischen Folgen. Dabei wird die Frage nach dem Sud-Nord-Gefalle zu einer grund- satzlicheren ausgeweitet, namlich nach dem Verlauf von Wachstum, Stagna- tion oder Schrumpfen von Stadten - mithin nach Mustern der Stadtentwick- lung uberhaupt. In Fallbeispielen von Hamburg, Duisburg und Munchen werden diese Analysen vertieft. AIle Artikel sind Originalbeitrage. Es sind stark uberarbeitete Fassungen von Vortragen, die auf einer Arbeitstagung der Sektion "Stadt- und Regio- nalsoziologie" vom 10.-12.4.1986 in Bad Zwischenahn gehalten wurden.