Die Arbeit korrigiert landlaufige und einseitige Vorstellungen von der Liedgattung Kinderlied. Naivitat, musikalische Beilaufigkeit und Nebensachlichkeit dienen nicht zur Charakterisierung des Genres, dagegen zahlen zu den Merkmalen des Kinderliedes Einfachheit und Wahrhaftigkeit, interessante Vielgestaltigkeit ebenso wie immer wahrendes Klischee, universelle Brauchbarkeit und kunstlerische Erhabenheit. Vorrangig haben sich germanistische Volkskunde und Literaturwissenschaft mit dem Kinderlied beschaftigt, Musikwissenschaft ignoriert bis heute die kleinste musikalisch-literarische Form. Das Kinderlied wird als Bestandteil der gesamten Musikkultur dargestellt, seine Einheit von Wort und Ton als geschichtlich determiniert verstanden. Die rund 200-jahrige Geschichte des "modernen" Kinderliedes wird bis in die Gegenwart reflektiert und endet mit dem relativ neuartigen sozio-kunstlerischen Phanomen des "Kinderliedermachers".