Frank Wedekind, der Wegbereiter des modernen Dramas, der Lyriker, Bänkelsänger und Kabarettist, zeigt uns hier abermals eine neue Facette seines Werks. Es ist bekannt, dass die Alt-Wiener Volksstücktradition die „Basis“ für sein dramatisches Werk bildet. Weniger bekannt ist jedoch, dass seine Lyrik und Dramatik mit den übernommenen volksstückhaften Elementen auf zahlreiche spätere Volksstückautoren „nachhaltig“ gewirkt hat. Dabei sind es immer wieder die gleichen Spielmuster der Volksstücktradition, die Wedekind in sein literarisches Konzept übernimmt und an spätere Autoren weitergibt.
Die Arbeit zeigt im literaturhistorischen Kontext, wie zwei Generationen standardisierte Elemente aus dieser Tradition in ihr literarisches Schaffen einfließen lassen. Zur ersten Gruppe sind die Schüler zu rechnen, die in den 30er Jahren bei Wedekinds Lehrer und großem Förderer Prof. Kutscher in München Literaturwissenschaft studiert und Wedekinds Arbeit aus erster Hand kennen gelernt haben. Hierzu zählen Bertolt Brecht und Marieluise Fleißer ebenso wie Ödön von Horvàth. Zur zweiten Gruppe sind Martin Sperr, Rainer Werner Fassbinder und vor allem Franz Xaver Kroetz zu rechnen, die in den 70er Jahren das „neue kritische Volksstück“ unter Ausnutzung der Medienkompetenz zu einer Renaissance geführt haben.
Dadurch, dass bei allen Autoren von Raimund bis Kroetz neben der Handlung und Interpretation auch das biographische Umfeld ausgeleuchtet und ständig Querverbindungen gezogen werden, macht das Buch jeden neugierig, der sich für die Bühne und das Volksstück interessiert.