In Sanary-sur-Mer an der Côte dAzur erinnert eine nicht ganz vollständige und nicht ganz korrekte Gedenktafel an die Zeit, als viele deutsche und österreichische Emigranten hier Zuflucht fanden. Es war René Schickele, der für die Sommermonate 1933 Thomas Mann nach Sanary holte. Feuchtwanger lebte hier, Franz Werfel, Friedrich Wolf, und andere kamen, um auf der Durchreise in andere Exilländer Station zu machen. "Wir waren in dem Land, in dem sich Gott am wohlsten fühlte", schrieb Ludwig Marcuse über die Absurdität der Exilsituation an der wunderschönen Küste. "Alles war azurblau, nur nicht unser Gemüt (...) Wir waren im Paradies - notgedrungen."
Für deutsche Literaten und Maler war die Côte dAzur seit Jahrhunderten ein Magnet der Sehnsucht. Bis 1933. Danach wurde die Küste mit der poetischen Patina zur Zuflucht vieler deutscher Künstler, bis sie anderswo Exil fanden oder in französische Internierung gerieten. Sanary-sur-Mer wurde zur literarischen Diaspora und zum geistigen Zentrum der Emigration. Thomas Mann lebte hier und Lion Feuchtwanger, Ludwig Marcuse, Franz Werfel, Bruno Frank, Franz Hessel, Friedrich Wolf. Viele heimatlos gewordene Künstler machten als Besucher Station: Brecht, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Stefan Zweig, die Kinder Thomas Manns, Kisch oder Hasenclever. Sanary-sur-Mer war zum Wartesaal geworden, zum Sinnbild der Verlorenheit.