Die Jugendweihe erfreut sich in den Neuen Bundeslandern auch nach 1989 anhaltender Beliebtheit. Warum das so ist, wird durch die semiotische Analyse von Videomitschnitten aktueller Feiern, durch Interviews mit Ritualbeteiligten und durch die Beschreibung der gespaltenen oeffentlichen Meinung ebenso untersucht wie durch die Abgrenzung von vergleichbaren Ritualen in Ostdeutschland und Danemark. Das Jugendweiheritual wird generell als komplexer Text im semiotischen Sinne behandelt, dessen Bedeutung aus sprachlichen und nichtsprachlichen Elementen entsteht. Wie ein Text im herkoemmlichen Sinne kann auch das Ritual gewinnbringend nach Geschichte, Kontext, Sendern und Empfangern, (Inter-)Textualitat und Funktionalitat befragt werden. Die Erweiterung des Textbegriffes auf komplexe Texte wie das Jugendweiheritual ist eine Reaktion auf die Veranderung unseres kulturellen Kommunikationsbewusstseins, in dem nichtsprachliche und multimediale Texte zunehmend an Gewicht gewinnen.