Der Birmareisende, der Land und Leute kennenlernen möchte, wird sein Ziel neben Rangun vor allem im Landesinnern, in Mandalay und Pagan suchen. In der Nachfolge der Pagan-Dynastie wanderte der herrschaftliche Mittelpunkt der birmanischen Kultur den Irrawaddy hinauf nach Sagaing und ab 1364 mit Unterbrechungen, nach Ava einige Kilometer südlich des Mandalay Hill und der gleichnamigen Stadt. Seit seiner Gründung 1859 stand Mandalay symbolisch für ganz Birma und gilt bis heute als Hauptstadt der birmanischen Kultur. Hier ist der Buddhismus zuhause, hier hat sich der birmesische Lebensstil in Rede und Verhalten mit seiner Höflichkeit und sanften Freundlichkeit am besten erhalten, hier werden die traditionellen Künste beispielhaft gepflegt. Musik, Tanz, Drama und Kunsthandwerk sind in ihrer traditionellen Ausprägung noch lebendig und mit dem Alltag der Einheimischen verwoben. Fremde Einflüsse aus dem chinesischen Norden mit ihrem Merkantilismus haben in den letzten Jahren zwar begonnen die einheimische Kultur zu bedrängen, es jedoch noch nicht vermocht sie zu verdrängen. Unübersehbar ist in Mandalay das dominierende Gemäuer der ausgedehnten Umfriedung des königlichen Palastbezirks mit einigen jüngst wieder aufgebauten Gebäuden. Sie werden überragt von dem sich nordöstlich anschließenden Mandalay Hill. Er ist nicht nur der Namensgeber des Ortes, er ist vor allem von altersher Mittelpunkt der Frömmigkeit. Seine weit zurückliegende Bedeutung lebt in Legenden bis heute fort. Geschichte und Geschichten werden auf seinen vier Wegen hinauf in den Tempeln zu Ehren Buddhas und der Legenden um ihn sichtbar, sichtbar auch in ihren zahlreichen mythologischen Figuren, die uns an diesem abgeschiedenen, vom Trubel der nahen Stadt zu seinen Füßen unberührten Ort, begegnen. Hier taucht der Reisende tief ein in eine altasiatische Kultur und in die Seele eines liebenswerten Volkes.