Geboren 1905 als Sohn einer wohlhabenden Turiner Baumeisterfamilie, studierte Carlo Mollino Kunstgeschichte und Architektur. Bekannt geworden ist er jedoch vor allem als Designer von Möbeln. Seine finanzielle Unabhängigkeit erlaubte ihm die detaillierte Gestaltung seiner im Geiste des Gesamtkunstwerks entwickelten Projekte. Mollinos Obsession galt der Formensprache des weiblichen Körpers. Eine Leidenschaft, der er im Geheimen nachging: Zwischen 1960 und 1973 entstehen etwa 1000 inszenierte Akt-Porträts (Polaroids) weiblicher Schönheiten des Turiner Nachtlebens. Für dieses Projekt hatte er eigens eine Villa auf den Hügeln Turins in ein Fotostudio verwandelt. Auch wenn Mollino die inszenierte Fotografie zur Kunstgattung erhoben hatte, hielt er seine Polaroids stets verborgen. Bis heute nehmen sie eine enigmatische Sonderrolle in seinem Werk ein und stehen zugleich für "die andere Seite" dieses in der Öffentlichkeit gerne als "Performer" agierenden Universalkünstlers.
Das Buch versucht, diese Ambivalenz zu durchleuchten, indem den Polaroids Objekte aus der zu seinen Lebzeiten ebenfalls der Öffentlichkeit verschlossenen Casa Mollino gegenübergestellt werden. Spiegeln seine Frauenakte allein seine männlich erotischen Fantasie wider oder verraten sie seine geistige und künstlerische Haltung? Eine Haltung, wie sie etwea in dem Leitsatz: "Alles ist erlaubt, solange es fantastisch ist" zum Ausdruck kommt?