Journalisten sind von Mythen umgeben: Sie werden als Edelfedern, neutrale Informationsvermittler oder Anwälte des Publikums beschrieben. Obwohl längst über die Ökonomisierung der Medien diskutiert wird, halten Praktiker wie Medienforscher vielfach an der Annahme fest, Journalisten dienten primär dem Gemeinwohl. Wenn sie scheitern, dann allenfalls an Systemzwängen. Eigeninteressen und rationales Verhalten werden Politikern, Managern und Verlegern unterstellt - nicht Journalisten.
Aber auch der einzelne Journalist handelt rational. Als "Homo oeconomicus" ist er auf seinen Vorteil bedacht, sei es bei der Recherche, beim Umgang mit Quellen und PR-Informationen oder bei sonstigen redaktionellen Entscheidungen. Susanne Fengler und Stephan Ruß-Mohl entwerfen unter Rückgriff auf die Ökonomik (Rational Choice-Theorie) eine neue Perspektive für die Kommunikationswissenschaft und insbesondere die Journalismusforschung. Anhand von Forschungsergebnissen und Fallbeispielen zeigen sie, dass sich die Ökonomik, die inzwischen in vielen Disziplinen Anwendung findet, auch für kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen sinnvoll nutzen lässt.