Selten hat man in solcher Eindringlichkeit und sprachlicher Dichte die aktuellen Grundfragen der Menschheit behandelt gesehen wie hier. Gewiss, an moralischen Appellen herrscht kein Mangel, inzwischen rufen selbst die Unvernünftigen zur Vernunft. Doch derart intensiv wurden in jüngster Zeit kaum so dialektisch sauber die Widersprüche dieser Welt aufgetan: "Der Hungertod / Ist von Menschen gemacht, die mehr als genug / Um die Menschheit zu ernähren, erzeugt haben / Doch denen nicht, die vom Hunger sich nicht / Freikaufen können, es nicht schaffen, das Leben / Zu schenken." Fässler ist ein einzigartiges Talent aus der Schweiz, das es endlich zu entdecken gilt. Die Fähigkeit zur präzisen Analyse, die Kraft seiner Sprache lassen aufhorchen. Und nicht zuletzt seine Fähigkeit, das Plakative zu unterlassen, das Aufklärern nicht fremd ist. Er sagt Bekanntes nicht nur anders, er öffnet auch einen anderen Blick auf Vertrautes. Und trotzdem schimmert durch jede Zeile ein gesundes Maß Selbstzweifel.