Die anlässlich des 20. Todestages vorgelegte Auswahl aus den Werken Rudolf Fahrners ruft eine ungewöhnliche Gestalt des 20. Jahrhunderts in Erinnerung, die einerseits nicht ohne ihre Zugehörigkeit zum George-Kreis zu denken ist, sich andererseits jedoch nicht darauf eingrenzen lässt. Fahrner war ein eigenständiger Dichter, ein einfühlsamer literarischer Interpret und ein origineller Historiker, der die verborgenen Zusammenhänge von Dichtung und Geschichte auszuleuchten wusste. Weite Teile von Fahrners Werk waren bislang unzugänglich und werden hier erstmals in zwei Bänden ediert.
Der erste Band der »Gesammelten Werke« legt eine repräsentative Auswahl eigener Dichtungen aus den Jahren 1924-1987 vor. Zudem enthält er Vorträge und Abhandlungen über Goethe, Hölderlin, Novalis und Hofmannsthal. Der zweite Band der Ausgabe beruht größtenteils auf Fahrners eigenem, bisher unveröffentlichtem Lebensrückblick der Jahre 1903-1945. Lebendig schildert er darin seine Kindheit und Jugend, seine Studienzeit in Heidelberg, die frühen Jahre mit Friedrich Gundolf oder seinen Umgang mit den Philosophen Rickert, Wolfskehl, Heidegger und anderen geistigen Größen der Zeit, sowie sein Verhältnis zu Stefan George, das in eine enge Freundschaft mit den Brüdern Stauffenberg mündete. Die Erinnerungen kulminieren in den Vorbereitungen zur Erhebung des 20. Juli, an denen Fahrner beteiligt war und die er als einer der wenigen Zeugen überlebt hat.