Liest man Søren Kierkegaards Schriften textanalytisch, lässt sich das Verhältnis des Ästhetischen und des Religiösen in seinem Werk ganz neu bestimmen. Statt dass beide einander ausschließen, wie oftmals im Anschluss an Kierkegaards eigenes Diktum angenommen, lässt sich durch eingehende Detailstudien eine reziproke Bedingtheit offenbaren, die auf anthropologische, theologische und kunsttheoretische Prämissen zurückverweist. So belegt die Arbeit bereits in Texten aus Entweder – Oder oder der Wiederholung religiöse Kernthesen (z.B. zum christlichen Paradox, zu Unmittelbarkeit und rezeptiver Selbstaufgabe) anhand der narratologischen Komposition, Semantik, Wiederholungs- und Gegensatzfiguren u.a. Anhand der bisher kaum beachteten, hochkomplexen stilistischen Struktur verschiedener religiöser Reden und der Einübung im Christentum wird gezeigt, dass deren theologischer Gehalt umgekehrt erst durch die Indienstnahme ästhetischer Verfahrensweisen, Motive und Denkweisen zu Stande kommt. Der Band vereint eine literaturwissenschaftliche mit einer theologischen und philosophischen Perspektive in faszinierenden Analysen und weist so den Weg in ein neues Verständnis von Kierkegaards Schaffen.