Viele gute Ideen haben wir der Reformpädagogik zu verdanken. Doch die Fähigkeit zur Selbstkritik scheint ihr bisweilen zu fehlen - mit fatalen Folgen für die ihr anvertrauten Schützlinge. Die Odenwaldschule galt fast hundert Jahre lang als das reformpädagogische Vorzeigeinternat und war doch Schauplatz eines unheimlichen Lehrstücks. Während man den Schulleiter Gerold Becker als charismatischen Superlehrer feierte, ließ dieser alle Formen sexuellen Missbrauchs zu - und beging sie selbst. Christian Füller, Journalist und ausgewiesener Kenner der Bildungslandschaft Deutschland, stellt in >Sündenfall< die entscheidende Frage: ob nicht der Missbrauch die Achillesferse der Reformpädagogik ist. Nur wenn sich die Reformpädagogen mit der Nähe zwischen Lehrern und Schülern aufrichtig auseinandersetzen, können sie ihre Integrität zurückgewinnen - und Schüler geschützt werden.
»Wodurch ließ sich die pädagogische Elite Deutschlands korrumpieren? Sie hat getan, was sie nie wieder tun wollte: wegsehen, nicht-wahrhaben-wollen, zum Komplizen werden. Der Fall Odenwaldschule ist der Sündenfall der liberalen Republik.« Christian Füller