Charles S. Peirce (1839-1914) ist in erster Linie bekannt als Begründer des modernen Pragmatismus und für seine Untersuchungen zur Semiotik, Logik und Erkenntnistheorie. Bisher gibt es allerdings keine zusammenhängende Analyse und Darstellung der Konzeption der Ethik des Begründers des Pragmatismus. Tatsächlich hat der frühe Peirce die Ethik als eigene philosophische Disziplin abgelehnt. Doch ab etwa 1902 bemühte er sich um eine pragmatistische Begründung der normativen Wissenschaften Ästhetik, Ethik und Logik. In dieser Arbeit analysiert Nicola Erny die systematische Relevanz und die theoretischen Begründungsansätze der Peirceschen Ethikkonzeption. Ergebnisse: In Analogie zu der erkenntnistheoretischen Konstruktion einer finalen konsensualen Aussage konstruiert Peirce das moralische Fernziel ( summum bonum) keineswegs als finalen Abschluß des moralischen Fortschritts. Es handelt sich um ein dynamisches Prinzip, das, ohne inhaltliche Festlegung, das Ideal konkreter Vernünftigkeit darstellt. Insoweit markiert das summum bonum einen idealen Grenzwert, auf den hin sich gemäß Peirce das moralische Handeln in einem geschichtlichen Prozeß zunehmender Konkretisierung der Vernünftigkeit ( reasonableness) zubewegt.