Der CSI-Effekt ist ein in Deutschland bislang nur marginal untersuchtes Phänomen. Dabei zeigen sich bereits in der Praxis der Polizei und Gerichtsmedizin erste Auswirkungen des bei den ZuschauerInnen von Krimisendungen entstandenen, gefährlichen Halbwissens‘ über die Arbeit der GerichtsmedizinerInnen – auch in Deutschland! Ausgehend von der Hypothese der bereits bestehenden Forschungen über den CSI-Effekt in den USA, dass insbesondere die Geschworenen vor US-amerikanischen Gerichtssälen sich auf das Wissen aus Crime-Sendungen berufen und zum Beispiel die rechtsmedizinische Methode der DNA-Analyse unter Rückgriff auf die konsumierten Fernsehsendungen als Allheilmittel stilisieren, untersucht der vorliegende Band die Darstellung der rechtsmedizinischen und kriminalistischen Untersuchungsmethoden in US-amerikanischen und deutschen Krimi- und Fahndungssendungen sowie in weiteren Reality-TV und Scripted Reality Formaten, die sich mit den modernen Methoden der Verbrechensaufklärung beschäftigen. Im Mittelpunkt dieser Forschung steht die Frage, welche Botschaft uns das Fernsehen über die Methoden der Gerichtsmedizin und Kriminaltechnik mitteilt und welches Potential das Fernsehen als Akteur im Feld der Verbrechensaufklärung besitzt, das Verständnis von den Möglichkeiten der Verbrechensaufklärung bei den ZuschauerInnen zu prägen. Das Ergebnis dieser exemplarisch an vier hermeneutisch-wissenssoziologisch ausgewerteten Beispielsendungen dargelegten Forschungsarbeit überrascht: Nicht in jeder Sendung über Verbrechensaufklärung – insbesondere nicht in den deutschen Formaten – werden die modernen naturwissenschaftlichen Methoden der Kriminaltechnik und Gerichtsmedizin als Allheilmittel dargestellt.