Sprachkontakte zwischen Ägyptern und Sprechergruppen des nordostafrikanischen Raumes haben vom ausgehenden vierten Jahrtausend v. Chr. bis in die Mitte des ersten nachchristlichen Jahrtausends zur Entlehnung eines nicht unerheblichen afrikanischstämmigen Wortschatzes in die schriftliche Überlieferung des Ägyptisch-Koptischen geführt. Die Relevanz, die diese Transferenzbefunde insbesondere für die (Sprach-)geschichte des nordostafrikanischen Raumes besitzen, ist in ihrem besonderen sprachhistorischen Zeugniswert sowohl für die afrikanischen Quellsprachen, als auch das Ägyptisch-Koptische zu sehen. Während die Transferenzbefunde ägyptischer Quellen für die unverschrifteten afrikanischen Einzelsprachen die einzigen greifbaren Reflexe früher Sprachzustände darstellen, bieten sie für das Ägyptische die Möglichkeit zur Überprüfung besonders der lautlichen Verhältnisse seiner frühesten verschrifteten Sprachstufe, dem älteren Ägyptisch.
Ziel der Arbeit ist es, ausgehend von den ägyptischen Quellen, vor allem die sprachliche Evidenz der Transferenzbefunde herauszuarbeiten und diese auch in den historischen und sprachhistorischen Kontext einzuordnen. Im ersten Abschnitt der Arbeit erfolgt zunächst ein diachroner Querschnitt zur ägyptisch-afrikanischen lexikalischen Interferenz vom dritten Jahrtausend v. Chr. bis in das erste Jahrtausend n. Chr. Abschnitt II bietet synchrone Analysen zu den im älteren Ägyptisch überlieferten afrikanischstämmigen Entlehnungen, dem kontextuellen und kotextuellen Zeugniswert der Trägerüberlieferungen und der sprachlichen Evidenz der Transferenzbefunde. Im Rahmen eines Lemmakataloges werden daraufhin 428 Entlehnungen dokumentiert und besprochen. Durch die in dieser Arbeit vorgenommenen einzelsprachlichen Anschlüsse vor allem nubischer Topo-, Ethno- und Anthroponyme an das nordkuschitische Beja, das Ost- und Zentralkuschitische, das Libysch-Berberische und das Meroitische, erhalten die historischen Sprachkontakte zwischen Ägypten und seinen afrikanischen Nachbarn eine konkretere Gestalt.