Der Band versammelt Beitrage namhafter Mediavisten zur Genese kultureller Traditionen im Mittelalter. Im Zentrum steht die Frage, welchen Regeln und Mechanismen Prozesse der Traditionsbildung folgen und wie Themen und Stoffe der europaischen Literatur uber kulturelle Transfer- und Transformationsprozesse 'klassisch' wurden und kulturelle Kontinuitaten begrundeten, die weit uber das Mittelalter hinausreichten. In einem ersten Teil entwickeln die Beitrage des Bandes unter kritischer Berucksichtigung etablierter Modelle und Terminologien (z.B. Kulturtransfer) die grundlegenden Begriffe und Kategorien, um etwa an den Texten volkssprachiger Autoren wie Heinrich von Veldeke oder Heinrich von dem Turlin die literarische Vermittlung und Tradierung antiker Stoffe und gelehrten Wissens zu untersuchen. In einem zweiten Teil werden diese Kategorien exemplarisch an der Rezeption europaischer Mythen, z.B. am Schlaraffenland-Mythos und an der Nibelungensage, erprobt. Der Band leistet wegweisende Grundlagenforschung zum Verstandnis von Phanomenen der Traditionsbildung und bietet vielfaltige Anknupfungspunkte fur weiterfuhrende Forschungen.