Den Ausgangspunkt der vorliegenden Studie bilden neuere Diskussionen moderner Theorien abweichenden Verhaltens im Kontext der amerikanischen Kriminologie. All diese Ansätze sind in dem Bemühen entstanden, die oftmals enttäuschenden Erklärungsleistungen bisheriger Theorien abweichenden Verhaltens zu überwinden. Während manche der modernen Theorien abweichenden Verhaltens zentrale Annahmen und Konzepte bisheriger Theorien zu oftmals sehr komplexen Erklärungsmodellen zusammenfugen, lassen sich auf der anderen Seite Ansät ze finden, die diese Annahmen und Konzepte unter übergeordnete Erklärungsprinzipien stellen und somit zu sehr ökonomischen Erklärungen abweichenden Verhaltens gelangen. Ein Beispiel fur die letztgenannte Art der Theoriekonstruktion bildet die von Gottfredson & Hirschi (1990) formulierte Self-Control-Theorie. Hier wird der Anspruch formuliert, verschie dene Formen abweichenden ebenso wie konformen Verhaltens mittels eines interaktionisti schen Konzepts von Merkmalen von Personen und Merkmalen von Situationen zu erklären. Interessant ist diese Theorie zum einen wegen der Einfachheit ihrer Erklärungsprinzipien, zum anderen aber auch wegen ihres Anspruchs, neben abweichenden ebenso konforme Verhaltens weisen zu erklären. Die Überprüfung eines solchen Anspruchs erscheint vor allem im Hinblick auf solche Verhaltensweisen als reizvoll, deren Definition als abweichend oder konform wie im Falle des Alkoholkonsums (mehr oder weniger) strittig ist. Im Mittelpunkt der Studie steht daher die Frage, ob die im Rahmen der Self-Control-Theorie formulierten Überlegungen bei einer Anwendung auf den Verhaltensbereich des Alkoholkonsums empirische Unterstützung erfahren.