Antisemitismus als eine Form gesellschaftlicher Diskriminierung wird in einem gesellschaftlichen Gesamtmodell betrachtet. Dieser Band integriert systemtheoretisch eine Vielzahl von Theorien uber diskriminatorische Prozesse und ihre Funktionen. Die ideologische Verengung der einzelnen Theorien und ihr Konflikt wird dabei als neue Quelle von Diskriminierung sichtbar. Der Autor erarbeitet den Orientierungskonflikt diskriminierter Minderheiten zwischen zwei Bezugssystemen in einer bisher wissenschaftlich nicht vorhandenen Prazision und interpretiert die Identitatsmilieus der Minderheiten in der Spannung zur Mehrheit.
Die historischen Varianten des Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart werden in systemtheoretische Zusammenhange eingebunden expliziert, wobei der Antisemitismus in den Ideologiemilieus der Ersten Republik in OEsterreich als pragmatisches Muster dient. Judische Identitatsmilieus im Schatten des Antisemitismus bis in die Zeit nach dem Holocaust demonstrieren das Ausmass der Konflikte und Traumen der Opfer und ihrer Nachfahren.
Antisemitismus als ein politisch-wirtschaftlich-kulturelles Instrument der Diskriminierung ist nur durch die Einfuhrung bisher nicht realisierter und auch wenig erkannter universeller Sozialprinzipien uberwindbar. Daher bietet sich die Darstellung von Wegen aus der Diskriminatorik in anthropologisch-soziale Universalstrukturen an.