Von der Kunst und dem Vergnügen, mit Sprache zu spielen
"Der gütige Gatte geifert giftige Galle", heißt es bei Heinz Erhardt, während
seine "Gattin gerade Gewürzgurke gegessen" hat - dass das quecksilbern klingt,
merkt jeder, und viele wissen wahrscheinlich, dass es sich bei dieser Kunstfigur
der deutschen Sprache um eine Alliteration handelt. Weniger bekannt ist
allerdings, dass wir es mit einer Anadiplose zu tun haben, wenn Goethe dichtet:
"Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen / Wind und Wellen spielen nicht mit
seinem Herzen." Und die recht umgangssprachliche Lebensweisheit "Lieber 'ne
Kanne Bier als 'ne Wanne Eickel" hört als Sprachfigur auf den gelehrten
griechischen Namen Katachrese, wobei die Idee, dass eine Spielfigur auf einen
Namen hören kann, selbst schon wieder eine solche, nämlich ein Missbrauch des
Bildes ist.
Kunstgriffe und Spielfiguren dieser Art sind die Helden des Buches von Bernard
Dupriez und Reinhard Krüger, die in diesem Gradus ad parnassum eine Vielzahl von
Begriffen aus der Geschichte von Rhetorik und Stilistik zusammentragen und mit
Beispielen vor allem aus der deutschen, englischen, französischen, italienischen
und spanischen Sprache und Literatur zum Klingen bringen.
Sprache darf auch Spaß machen - und so ist dieses Buch nicht als systematischer
Traktat der Rhetorik und Stilistik entstanden, sondern als Handbuch, in dem man
blättern kann und soll, als ein Lust- und Nutzbuch, in dem wir unsere Sprache
kennen lernen, und als eine Sprachschatztruhe, die auf eindrückliche Weise
beweist, was man mit aneinander gereihten Buchstaben so alles anstellen kann.