Brilliante Miniaturessays, Gedankenblitze über Dirigenten, Regisseure, künstlerische Konzepte und die singenden Zugvögel. Wenige Seiten braucht Claus Helmut Drese, um das Auf und Ab mit seinem Musikdirektor Claudia Abbado, mit Harnoncourt, mit Ursel und Karl-Ernst Hermann zu schildern. Dreses genauer und reflektionsfreudiger Beobachtungsgabe gelingen präzise Menschenpsychogramme. Das Theater hat das Publikum fasziniert und geistig geprägt wie keine andere Kunstform. Die Überwindung der NS-Ideologie, die Bewußtmachung der Naziverbrechen, die künstlerische ?ffnung nach West und Ost, die Wiederentdeckung der Zwanziger Jahre, die kritische Durchleuchtung der politischen Gegenwartstendenzen - all das hat die Spielpläne unserer Bühnen geprägt. Viele bedeutende Uraufführungen fanden statt, von Brecht bis Zuckmayer, in der Oper von Blacher bis Zimmermann. Eine neue Ballettkultur konnte sich entwickeln; aus der alten Oper ist modernes Musiktheater geworden. Von großen Regisseuren wie Piscator oder Ponnelle ist die Rede, von Dirigenten wie Abbado, Harnoncourt oder Karajan, um nur wenige Namen zu nennen.