"Stiftsköpfe" - so nannte 1938 Ernst Müller seine Geschichte der Stiftler unter Benutzung einer weit verbreiteten Bezeichnung für herausragende Stipendiaten des Evangelischen Stifts Tübingen und versah sie mit dem Untertitel "Schwäbische Ahnen des Deutschen Geistes". Die jetzt vorliegende Sammlung versucht nicht, eine erneute Geschichte der Stiftler insgesamt zu schreiben, sondern stellt 50 Lebensbeschreibungen aus fünf Jahrhunderten zusammen - vom 16. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Vertreten sind Berühmtheiten wie Kepler, Schelling, Hegel, Hölderlin oder David Friedrich Strauß, doch ist das Spektrum weiter: Vom Zoologen (Weinland) bis zum Nordpolforscher (Bidlingmaier), vom Vormundschaftsregenten, der 1743 das Pietistenreskript erließ (Bilfinger), bis zu markanten Persönlichkeiten aus dem sogenannten Kirchenkampf (Riethmüller, Schempp, Diem). Auch Dichter wie Mörike, Hauff, Hermann Kurz, Goes werden vorgestellt und in eigener Perspektive bedacht. Bedeutende Pietisten wie Bengel, Oetinger, Hofacker und Kapff sind ebenso darunter wie liberale Denker wie Friedrich Theodor Vischer oder Dorner. Nicht fehlen dürfen natürlich die, die in Konflikt mit der Obrigkeit gerieten (Frischlin, Gustav Werner, Christoph Schrempf, Julius von Jan). Neben veröffentlichten Quellen wurden gerade auch die Archivalien des Evangelischen Stifts benutzt.