Die wissenschaftliche Suche nach strukturellen Korrelaten lokalisierter Hirnfunktionen war bis vor zwanzig Jahren auf das "Naturexperiment" herd- foermiger Hirnerkrankungen angewiesen. Der wesentliche Zugang waren dabei pathoanatomische Studien an Hirnen Verstorbener, die zu Lebzeiten durch umschriebene Verletzungen oder Schlaganfalle neurologische Ausfalle ent- wickelt hatten (Broca, 1863; Wernicke, 187 4; Kleist, 1934; Luria, 1966 ). Stoerungen wurden also ihren anatomischen Quellen zugeordnet. Die Beziehung zwischen gesunder Hirnanatomie und normaler Funktion hat sich dagegen erst in jungerer Zeit vor allem durch die Magnetresonanz- Tomographie und Positronenemissions-Tomographie der Untersuchung erschlossen. Wie schon im letzten Jahrhundert hat dabei die Frage der Art der Beziehung zwischen anatomischer und funktioneller Links-Rechts-Asymme- trie des Gehirns ("Hemispharendominanz") eine besonders aufschlussreiche Rolle gespielt. Anatomische und funktionelle Hemispharenasymmetrie Ausgangspunkt unserer eigenen Arbeiten zu den hirnstrukturellen Korrelaten hemispharischer Dominanz waren ursprungliche UEberlegungen von Flechsig (1908), von Economo & Horn (1930) und Geschwind & Levitsky (1968). Sie alle hatten eine funktionelle Bedeutung der makroskopisch gut sichtbaren Links-Rechts-Asymmetrie eines Areals auf der hinteren Supratem- poralflache, des sogenannten Planum temporale diskutiert, konnten diese Hypothese an ihren Hirnpraparaten wegen fehlender Informationen uber die dominante Hemisphare der Verstorbenen aber naturlich nicht uberprufen (Abb. 1). Bekannt war aus diesen und anderen Arbeiten, dass im unausgewahl- ten Sektionsgut im Mittel 73,5% aller Hirne eine in ihrem Ausmass variable, linksgerichtete Asymmetrie des Planum temporale zeigen [UEbersichten bei Steinmetz (1992), Steinmetzet al. (1990)]. Nicht bekannt war, ob dies lediglich eine anatomische "Spielart" ist (vgl.