Mein Drama findet nicht mehr statt - dieser Ausspruch in Heiner Mullers Hamletmaschine steht stellvertretend fur die Position des deutschsprachigen Theater-Textes im 20. Jahrhundert. Denn in der heutigen Dramengeschichtsschreibung wird als "nach-" oder "nicht mehr" dramatisch beschrieben, was seit der vorletzten Jahrhundertwende an Texten fur das Theater entstanden ist. Frank Wedekind oder Bertolt Brecht, Peter Weiss, Heiner Muller oder Thomas Brasch, Friedrich Durrenmatt, Rainald Goetz oder Elfriede Jelinek haben Texte verfasst, die in einem Jahrhundert zweier Weltkriege und systematischer Genozide gesellschaftliche Modelle entwarfen, die das Theater herausforderten. Sie arbeiteten mit Geschichte und mit Utopien, spielten mit der Negation des Subjekts in einer Zeit, die die Freiheit des Individuums betonte und zugleich in Frage stellte wie keine andere seit der Aufklarung, fuhrten die Sprache in einem Prozess rasanter medialer Veranderung ad absurdum und beraubten sie ihrer Funktion, menschliche Interaktion auf der Buhne darzustellen. Der Band zeigt zentrale Aspekte dramatischer und theatraler Prozesse im 20. Jahrhundert auf der Grundlage zahlreicher Werkanalysen auf.