Im Großen und Ganzen ist die Rezeption deutschsprachiger Literatur in den Niederlanden und in Flandern im zwanzigsten Jahrhundert ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet. Abgesehen von Beiträgen in Zeitschriften und Sammelbänden über (vor allem) die Exilliteratur, einigen Studien zur Rezeption einzelner Autoren und den Versuchen Elemas und Buurmans, die Erfolge und Misserfolge der deutschsprachigen Literatur im niederländischen Sprachraum über einen längeren Zeitraum zu beschreiben, wird das Thema bis heute von der Literaturwissenschaft aus verschiedenen Gründen stiefmütterlich behandelt. Der vorliegende Band ist ein bescheidener Versuch, die beträchtliche Forschungslücke anhand einiger Fallstudien zu schließen.
Popularität von Literatur ist eindeutig mit ihrer kulturellen Akzeptanz verbunden. Dass Autoren wie Günter Grass, Christa Wolf, Hans Magnus Enzensberger und Bertolt Brecht in den Niederlanden und in Flandern durchaus positiv rezipiert werden und dass ihre Werke zum Großteil auf Niederländisch vorliegen, hängt nicht nur mit der dortigen Begeisterung für ihr Erzähltalent, ihren virtuosen Umgang mit der Sprache bzw. die von ihnen initiierten Erneuerungen des Theaters zusammen. Auch die Tatsache, dass sie sich immer wieder in die Tagespolitik der Bundesrepublik Deutschland einmischen, bestimmte Missstände anprangern, die Deutschen unentwegt mit historischen und zeitgenössischen Fehlentwicklungen in der Gesellschaft konfrontieren und sie permanent vor Selbstzufriedenheit warnen, machen sie vor allem in den sechziger und siebziger Jahren, aber auch später in den Augen der niederländischen und flämischen Kritiker besonders sympathisch und verdient.
Jedem der Beiträge folgt eine ausführliche Bibliographie der niederländischen Übersetzungen des jeweiligen Autors und eine Auflistung der Rezeptionsdokumente in niederländischen und flämischen Medien.