In vielen Gedichten wendet sich der Sprecher an ein gedachtes Gegenuber, das in Analogie zum lyrischen Ich als lyrisches Du bezeichnet werden soll. Der Hauptteil der Untersuchung erstellt eine Typologie der wichtigsten Adressaten. Im Zentrum des behandelten Textkorpus steht die franzoesische Lyriktradition. Bei der Konzeption des Du weist sie einen zunehmenden Verzicht auf den effet de reel und eine wachsende Verratselung auf. Exemplarisch manifestiert sich dieser Wandel in der neuartigen Musenkonzeption von Baudelaire, Mallarme, Bonnefoy. Die Einbeziehung deutscher und englischer Gedichte dient dem Nachweis von Vorkommensdichte und Facettenreichtum der untersuchten Sprechsituation und will daruber hinaus zu Vergleichen anregen (z.B. Carpe diem von Ronsard bis Yeats; Selbstgesprach bei Villon, Rimbaud, Gottfried Benn; Geliebtenpreis von Louise Labe bis Shakespeare; Totenklage bei Victor Hugo, Friedrich Ruckert, Ted Hughes).