Jeden Tag liefert der Terror neue Schlagzeilen; doch die russischen Anarchisten,
die ihn erfunden haben, sind vergessen. Sie wirken heute beinahe wie ehrwürdige
Urgroßväter schöne Seelen, die an ihre politische Moral die höchsten Ansprüche
gestellt haben. In ihrem jahrzehntelangen Exil mußten sie einsehen, daß sie
gescheitert waren.
Alexander Herzen, Michail Bakunin und Nikolaj Ogarev, genannt »der arme Nick«
ihre Lebensläufe lesen sich wie ein Roman von Turgenjev oder Balzac: Es wimmelt
in ihnen von absurden Heldentaten, Familientragödien, Gewissensqualen, Duellen,
Intrigen, Liebes-, Spitzel- und Geldgeschichten.
Der berühmte englische Historiker E. H. Carr hat die klassische Biographie
dieser überlebensgroßen Figuren geschrieben. Sie ist intim wie ein
Familienalbum, und doch schildert sie die Abenteuer ihrer Helden stets vor dem
Hintergrund der russischen Geistes- und Gewaltgeschichte.
Carrs Quellenkenntnis ist unschlagbar, aber er trägt sie leicht. Man merkt
seinem Schreiben kaum an, wieviel Primärforschung darin steckt. Obwohl dieses
Buch sich strikt an die historischen Fakten hält, liest es sich streckenweise
wie ein glänzend geschriebener, epischer Thriller.