Notre-Dame in Amiens ist die grösste und nach Beauvais höchste Kathedrale Frankreichs. Das Bauwerk, dessen Rohbau in dem aussergewöhnlich kurzen Zeitraum von 1220 bis 1290 errichtet wurde, zeugt für diese Zeit der Gotik sowohl von der völligen Behersschung des Architekturvokabulars - systematische Verwendung von Strebebögen und dreigeschossiger Aufriss - als auch, wie besonders an dem Skulpturenschmuck der Portale ablesbar, von höchster Stilentfaltung. Das frühere Umfeld der Kathedrale im Herzen der durch die Bombenangriffe 1940 stark in Mitleidenschaft gezogenen Stadt hat sich mit dem Bischofspalast im Norden und den Häusern der Domherren aus dem 18. Jahrhundert im Süden teilweise erhalten. Die Kathedrale mit ihren erstrangigen Zeugnissen der Glasmalereikunst des 13. und 14. Jahrhunderts dokumentiert auf eindrucksvolle Weise das Nebeneinander verschiedener Ausgestaltungs- und Ausstattungsphasen vom 16. (Chorschranken) bis ins 19. Jahrhundert (Ausgestaltung der Chorumgangskapellen). Dem Besucher bietet sich somit bei seinem Rundgang die Gelegenheit, eine wahrhaft beeindruckende künstlerische Vielfalt zu entdecken.