Gefuhlswerte und Verhaltensnormen des mittelalterlichen Menschen sind durch das volkstumliche Lied uberliefert worden. In ihm haben politische Akteure, Sagenfiguren und Marchengestalten Leben gewonnen. Der Autor fuhrt den Leser mit Hilfe seiner Interpretationen ausgewahlter Texte in das kollektive Denken von Rittern, Burgern und Bauern ein; er lasst ihn an einer Wallfahrt, einem Judenpogrom, einem Geisslerzug, an Schlachten, Gewalttaten und Fressgelagen teilnehmen. So gewahrt das volkstumliche Lied als Quelle zur Mentalitatengeschichte Einblicke in das kraftvolle Farbenspiel des deutschen Mittelalters mit seinem Spannungsverhaltnis von Phantasie und Wirklichkeit, von Glaube und Aberglaube, von Lebensfreude und Todesfurcht."